Stille Hilfe: Der Notruf für Gehörlose

Foto

Notrufzentrale für Gehörlose der Landesleitzentrale Wien

Foto

App DEC112 - Deaf Emergency Call 112 für gehörlose Personen ©  LPD Wien

Sie befinden sich in einer akuten Notsituation. Sie haben zu Hause einen Einbrecher überrascht oder werden im Straßenverkehr von einem aggressiven Autofahrer bedroht. Was würden Sie normalerweise in so einem Fall tun? Vermutlich würden Sie zum Telefon greifen und die Polizei rufen. Was aber tun, wenn Sie gehörlos sind und ein Anruf nicht möglich ist? Für diese Fälle wurde in der Landesleitzentrale der Landespolizeidirektion Wien der Gehörlosennotruf eingerichtet.

Fax oder SMS: Unter der Nummer 0800 133 133 können in Not geratene gehörlose Personen Hilfe anfordern. Die E-Mail-Box gehoerlosennotruf@polizei.gv.at kann ebenfalls genützt werden.
Als nächster Schritt ist nun aktuell eine App in Entwicklung. Diese trägt den Namen DEC112 (Deaf Emergency Call 112) und kann bereits auf das Smartphone geladen werden.

Unter der Leitung von Chefinspektor Roman Paul bearbeitet ein 15-köpfiges Team nicht nur die für Wien bestimmten Notrufe, sondern derzeit noch alle bundesweit durch Gehörlose abgesetzten Notrufe. Setzt eine gehörlose Person etwa in Salzburg einen Notruf ab, so landet diese vorerst in der Landesleitzentrale Wien und wird mittels des polizeiinternen Vernetzungssystems ELKOS an die zuständigen Beamten weitergeleitet. Dies soll sich mit der Etablierung der App ändern. Ab dann wird jedes Bundesland selbst über Betreuende für den Gehörlosennotruf verfügen. Eine weitere wesentliche Verbesserung wird die App in Punkto Ortung einer hilfsbedürftigen Person bringen. Derzeit werden Gehörlose noch dringend gebeten, in ihrer SMS genaue Angaben zum Ort des Geschehens zu machen. So könnte sich beispielsweise die Angabe "Herrengasse 15" auf die Herrengasse in Wien oder diejenige in Graz beziehen und das Handy des Aufforderers müsste in technisch und zeitlich aufwendiger Weise geortet oder gepeilt werden. Erst mit dem Zusatz "1010 Wien" würde klar werden, welche Herrengasse gemeint ist. DEC112 hingegen verfügt über ein automatisches Ortungssystem. Darüber hinaus werden Gehörlose, ebenso wie Hörende auch, gebeten, genaue Angaben zum Geschehen zu machen. Dies auch weil der Gehörlosennotruf nicht nur für die Polizei, sondern auch für andere Institutionen wie die Rettung, die Feuerwehr, den ÖAMTC oder das Hilfswerk verwendet wird. Diese können von der Polizei mit genauen Angaben zur Ausgangslage verständigt werden. Auch hier bringt die neue App Erleichterungen: Mittels einer Live-Chat-Funktion kann der antwortende Polizeibeamte künftig genauere Angaben zum Geschehen erfragen.

Bei der Weitergabe des Notrufs an die Kollegen vor Ort werden diese vorab über die Gehörlosigkeit der betroffenen Person oder des Aufforderers in Kenntnis gesetzt. Die Beherrschung von Gebärdensprache ist weder bei den Betreuern des Notrufs noch bei den Beamten vor Ort Voraussetzung für den Dienst. Stattdessen wird mit den Betroffenen auch vor Ort schriftlich kommuniziert.

Leider wird der Gehörlosennotruf immer wieder missbraucht, wenn sich Jugendliche einen Scherz erlauben. Von den jährlich ca. 125 ernst zu nehmenden Anrufen auf dem Gehörlosennotruf sind 89 tatsächlich für die Polizei relevant. Der Rest geht an Partnerorganisationen.


Artikel Nr: 364788
vom Mittwoch,  18.August 2021,  08:35 Uhr.

Reaktionen bitte an die LPD Wien

Teilen
Foto

App DEC112 - Deaf Emergency Call 112 für gehörlose Personen ©  LPD Wien


BMI - Heute

Verfassungsschutzbericht 2024

Innenminister Gerhard Karner, Staatssekretär Jörg Leichtfried und DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner präsentierten am 26. Mai 2025 den Verfassungsschutzbericht 2024.

© BMI/Karl Schober

Ein Anstieg wurde in den Bereichen Extremismus, Spionage und Bedrohungen kritischer Infrastruktur verzeichnet. Die größte Bedrohung stellt der islamistische Extremismus dar.


INTERNATIONALES & EU

Arbeitstreffen in Paris

Innenminister Gerhard Karner mit Benjamin Haddad, beigeordneter Minister für Europa von Frankreich, dem französischen Innenminister Bruno Retailleau und Europaministerin Claudia Plakolm.

© BKA/Brauneis

Ein verstärkter EU-Außengrenzschutz, Rückkehrzentren in Drittstaaten, Abschiebungen nach Afghanistan sowie die Umsetzung des Asyl- und Migrationspakts standen im Fokus des Arbeitstreffens zwischen Innenminister Gerhard Karner und seinem französischen Amtskollegen Bruno Retailleau in Paris.