Der gekränkte Sohn

Foto

Tatort in Wien Währing im Jahr 1911.

Wien 1911: Ein junger Mann wohnte mit seinem Vater und seiner Stiefmutter in einer Wohnung in Wien Währing. Als Kind wurde er von seiner Stiefmutter musikalisch gefördert, die den schüchternen Buben wie ihr eigenes Kind umsorgte. Mit der Zeit entpuppte sich die Stiefmutter jedoch als eine zänkische und misstrauische Frau.

Der Sohn war zu einem erfolgreichen Mann herangewachsen und an seiner Dienststelle sehr beliebt. So lernte er auch eine junge Frau kennen und lieben. Als er sich mit der Tochter eines Handelsministers verlobte, kam es öfters zu einem Streit zwischen dem Stiefsohn und der Stiefmutter.

Am 30. April 1911 war der junge Mann mit seiner Verlobten zum Spazierengehen verabredet. Seine Eltern erlaubten ihm nicht, die Wohnung zu verlassen. Sein Vater legte sich für ein Mittagsschläfchen zu Ruhe, seine Stiefmutter saß in der Küche und nähte. Der Sohn bat seine Stiefmutter erneut hinausgehen zu dürfen, um seine Liebste zu sehen. Die Stiefmutter jedoch blieb stur und schlug mit dem Teppichklopfer auf den Burschen ein. Als sie erneut auf ihn einschlagen wollte, stürzte er sich auf sie und würgte sie, bis sie tot umfiel.

Um den schlafenden Vater nicht zu wecken, wollte der Sohn aus dem Fenster in den Hof flüchten, doch der Weg war zu hoch. Nachdem ihm spielende Kinder eine Leiter gebracht hatten, kletterte er aus dem Fenster und lief in den Prater.

Der junge Mann wollte den Mord verdrängen, indem er sich betrank und sich mit leichten Mädchen umgab. Doch das schlechte Gewissen plagte ihn, sodass er die Polizei aufsuchte und sich stellte. In einem aufwendigen Gerichtsverfahren entschieden die Geschworenen zu Gunsten des Mannes. Er wurde weder des Mordes noch des Totschlags für schuldig gesprochen. Als freier Mann verließ er den Gerichtssaal.

Quelle: Edelbacher, Maximilian; Seyrl, Harald (2004): Tatort Wien, Band 1: Die Zeit von 1900 – 1924 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein


Artikel Nr: 402728
vom Montag,  08.Mai 2023,  08:00 Uhr.

Reaktionen bitte an die LPD Wien

Teilen

BMI - Heute

Verfassungsschutzbericht 2024

Innenminister Gerhard Karner, Staatssekretär Jörg Leichtfried und DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner präsentierten am 26. Mai 2025 den Verfassungsschutzbericht 2024.

© BMI/Karl Schober

Ein Anstieg wurde in den Bereichen Extremismus, Spionage und Bedrohungen kritischer Infrastruktur verzeichnet. Die größte Bedrohung stellt der islamistische Extremismus dar.


INTERNATIONALES & EU

Arbeitstreffen in Paris

Innenminister Gerhard Karner mit Benjamin Haddad, beigeordneter Minister für Europa von Frankreich, dem französischen Innenminister Bruno Retailleau und Europaministerin Claudia Plakolm.

© BKA/Brauneis

Ein verstärkter EU-Außengrenzschutz, Rückkehrzentren in Drittstaaten, Abschiebungen nach Afghanistan sowie die Umsetzung des Asyl- und Migrationspakts standen im Fokus des Arbeitstreffens zwischen Innenminister Gerhard Karner und seinem französischen Amtskollegen Bruno Retailleau in Paris.