Die aufmerksame Hausbesorgerin

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Tatort in Wien Landstraße im Jahr 1925.

Wien 1925: Eine junge Frau verließ mit einem Koffer in der Hand die Wohnung einer 61jährigen Frau. Das weckte die neugierigen Blicke einer Hausbesorgerin, die sogleich Nachschau an der Adresse hielt. Die Wohnungsbesitzerin war tot, erschlagen mit einer Hacke.

Es war der 6. Juni 1925. Die Hausbesorgerin eines Hauses in Wien Landstraße blickte aus ihrem Fenster in die gegenüberliegende Wohnung ihrer 61jährigen Freundin. Auf dem Küchentisch lag ein Päckchen. Plötzlich erschien eine fremde junge Frau in der Küche, nahm das Päckchen an sich und verließ hastig die Wohnung der 61jährigen Frau. Der Hausbesorgerin kam das Verhalten verdächtig vor und sie ging zu der gegenüberliegenden Wohnung. Die Haustür stand offen und in der Küche waren Blutspuren. Als die Hausbesorgerin in ein fensterloses Nebenzimmer ging, geriet ihr Atem in Stocken. In einer Blutlacke lag ihre Freundin, sie wurde ermordet.

Die Hausbesorgerin rief einen Nachbarn zu Hilfe und erzählte ihm, dass die Täterin in das Haus Nr. 12 gelaufen sei. Der Nachbar fand die junge Frau hinter einem Misthaufen versteckt und brachte sie in das Polizeikommissariat Landstraße.

Die 23jährige Täterin war arbeits- und unterstandslos. Im Alter von 17 Jahren zog sie vom Land nach Wien und lebte ein lockeres Leben mit zahlreichen Männerbekanntschaften. Eines Tages lernte sie einen Mann kennen, in den sie sich verliebte. Die Heirat zwischen dem Paar stand an und die junge Frau benötigte Geld für ihre "Aussteuer". Sie wusste, dass die 61jährige Witwe wohlhabend war und schmiedete den Plan sie umzubringen. Mit der stumpfen Seite einer Hacke schlug die Täterin auf die arme alte Frau ein, stahl Uhr, Besteck, Geschirr und Lebensmittel aus der Wohnung. Die erste Beute versteckte sie bei einer Mietpartei. Als die Täterin die zweite Beute aus der Wohnung holte, wurde sie dabei von der aufmerksamen Hausbesorgerin beobachtet.

Die bereits schwangere Täterin gebar in der Untersuchungshaft ein Kind und widerrief ihr Geständnis. Sie versuchte die Tat ihrer Mutter und einer Bekannten in die Schuhe zu schieben. Die Geschworenen fanden die 23jährige jedoch für schuldig. Die Täterin wurde zu achtzehn Jahren Kerker verurteilt.

Quelle: Seyrl, Harald (2007): Tatort Wien, Band 2: Die Zeit von 1925 – 1944 Edition Seyrl, Wien – Scharnstein


Artikel Nr: 407440
vom Montag,  03.Juli 2023,  08:00 Uhr.

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